EU plant kreislauffähige Autos: Mehr Recycling oder Utopie?

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EU plant kreislauffähige Autos: Mehr Recycling oder Utopie?

Die Automobilindustrie steht vor einem Wandel: Weg vom linearen Modell, hin zu einer Kreislaufwirtschaft, in der Ressourcen geschont und Abfälle reduziert werden. Die EU-Kommission hat nun einen Vorschlag für neue Vorgaben bei der Konstruktion von Fahrzeugen vorgelegt, der die Kreislauffähigkeit erhöhen soll. Das Thema sorgt für regen Austausch zwischen Umweltministerien und Automobilindustrie.

Neue Regeln für mehr Nachhaltigkeit

Im Zentrum der Debatte stehen Anforderungen an die Wiederverwendbarkeit, Recyclingfähigkeit und Verwertbarkeit von Rohstoffen in Fahrzeugen. Die Kommission plant, den Einsatz von Rezyklaten in Neuwagen deutlich zu erhöhen. Es liegen verschiedene Vorschläge auf dem Tisch: von moderaten Zielen ohne konkrete Zahlen bis hin zu ambitionierten Quoten von bis zu 30 Prozent Rezyklaten, von denen ein Teil aus dem Altfahrzeug-Recycling stammen soll. Darüber hinaus sollen Autos künftig so konzipiert werden, dass Teile leicht entfernt und ersetzt werden können, um Reparaturen und die Wiederverwendung von Komponenten zu erleichtern.

Kontroversen um Rezyklatquoten und Machbarkeit

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) begrüßte die Initiative und betonte die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft für die Wettbewerbsfähigkeit und Krisenfestigkeit der Automobilbranche. Insbesondere der Einsatz von recycelten Kunststoffen spiele eine zentrale Rolle. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) steht dem Vorschlag grundsätzlich positiv gegenüber, mahnt jedoch an, die Zielvorgaben für den Anteil an recyceltem Kunststoff an die technischen Möglichkeiten anzupassen. Auch die Umsetzbarkeit der Vorgaben zur Demontage von Bauteilen müsse gewährleistet sein.

Kritik von Umweltorganisationen: Mehr Mut zum Wandel gefordert

Scharfe Kritik kommt von Seiten der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Die Organisation bemängelt, dass der Kommissionsvorschlag nicht weit genug gehe. Es fehlten Maßnahmen gegen den Trend zu immer größeren und schwereren Fahrzeugen, die mehr Ressourcen verbrauchen und höhere Emissionen verursachen. Auch Vorgaben für eine bessere Reparierbarkeit und Anreize zur Nutzung gebrauchter Ersatzteile seien notwendig, so die DUH.

Ressourcenintensität der Automobilindustrie im Fokus

Die Dringlichkeit der Thematik wird durch die hohe Ressourcenintensität der Automobilindustrie deutlich. Laut EU-Kommission entfallen auf die Branche in Europa 19 Prozent der Nachfrage in der Stahlindustrie, 10 Prozent des Gesamtverbrauchs von Kunststoffen und ein großer Anteil der Nachfrage nach Aluminium. Mit der zunehmenden Elektrifizierung von Fahrzeugen steige zudem der Bedarf an Kupfer und weiteren kritischen Rohstoffen, bei denen die EU stark von Importen abhängig ist.

Ausblick: Verhandlungen und Kompromissfindung

Die Diskussionen über die neuen Vorgaben für eine kreislauffähige Automobilindustrie stehen noch am Anfang. In den kommenden Monaten wollen sich die EU-Mitgliedstaaten auf eine gemeinsame Position einigen. Anschließend müssen Verhandlungen mit dem Europaparlament geführt werden, um einen Kompromiss zu finden, bevor neue Regeln in Kraft treten können. Es bleibt abzuwarten, wie ambitioniert die finalen Vorgaben ausfallen werden und welchen Beitrag sie zur Schonung von Ressourcen und zur Reduzierung der Umweltbelastung durch die Automobilindustrie leisten können.

Quellen:

  • Handelsblatt
  • KunststoffWeb
  • Covestro