Revolutionäre Entdeckung: Deckt Deutschland bald seinen Lithium-Bedarf selbst?

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Revolutionäre Entdeckung: Deckt Deutschland bald seinen Lithium-Bedarf selbst?

In einer Zeit, in der Elektromobilität rasant an Bedeutung gewinnt, rückt ein kritischer Rohstoff immer stärker in den Fokus: Lithium. Das silbrig-weiße Leichtmetall ist unverzichtbarer Bestandteil moderner Akkus für Elektrofahrzeuge, Smartphones und Laptops. Bislang dominieren Australien, Chile, Argentinien und China den globalen Lithiummarkt – mehr als die Hälfte der weltweiten Förderung entfällt auf diese vier Länder. Doch nun zeigen aktuelle Forschungsergebnisse: Deutschland könnte seinen Lithium-Bedarf künftig aus eigenen Quellen decken und sich von Importabhängigkeiten befreien.

Millionen Tonnen Lithium schlummern im deutschen Untergrund

Das Forschungsprojekt Li+Fluids mit Beteiligung der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geotechnologien (IEG) hat bahnbrechende Erkenntnisse gewonnen. Eine im renommierten Fachmagazin Geothermics veröffentlichte Studie belegt ein enormes Lithiumvorkommen in den Tiefenwässern Norddeutschlands. Die Zahlen sind beeindruckend: Zwischen 0,39 Millionen Tonnen (bereits nachgewiesen) und 26,51 Millionen Tonnen (potenziell) Lithium könnten im norddeutschen Untergrund vorhanden sein.

Diese Mengen übertreffen den prognostizierten deutschen Bedarf bei weitem. Die Deutsche Rohstoffagentur schätzt den nationalen Lithium-Bedarf für das Jahr 2030 auf etwa 170.000 Tonnen. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Elektroauto-Akku enthält knapp 10 Kilogramm Lithium. Der für 2030 geschätzte Bedarf entspricht somit dem Batteriematerial für etwa 1,7 Millionen Elektrofahrzeuge. Die weltweite Lithiumproduktion lag 2024 bei rund 240.000 Tonnen.

Norddeutsches und Thüringer Becken als vielversprechende Fördergebiete

Neben dem Norddeutschen Becken hat das Projekt Li+Fluid auch das Thüringer Becken intensiv untersucht und detaillierte Steckbriefe zur potenziellen Lithiumgewinnung aus hydrothermalen Fluiden erstellt. Die Ergebnisse sind vielversprechend: Das volle Potenzial von bis zu 26,51 Millionen Tonnen in Tiefenwasser gelöstem Lithium würde ausreichen, um den deutschen Bedarf für mehrere Jahrzehnte zu decken.

In einer modernen Kreislaufwirtschaft könnte das einmal gewonnene Lithium zudem immer wieder recycelt und erneut genutzt werden, was die Nachhaltigkeit weiter erhöht. Dies ist besonders relevant angesichts der VDA-Prognose, wonach batterie-elektrische Neuwagen in Deutschland 2025 um beachtliche 75% auf 660.000 Einheiten wachsen werden, während der Gesamtmarkt für Pkw nur um 1% steigt.

Wirtschaftlichkeit erfordert spezielle geologische Bedingungen

Für den wirtschaftlich sinnvollen gleichzeitigen Betrieb von Geothermieanlagen und Lithiumabscheidung müssen bestimmte geologische Voraussetzungen erfüllt sein. Eine entscheidende Bedingung ist eine ausreichend große Fließrate des Untergrundes, damit genügend lithiumhaltige Sole an die Oberfläche gepumpt werden kann.

Ein Pionierprojekt in dieser Hinsicht entsteht derzeit im niedersächsischen Munster. Hier rüsten die Stadtwerke eine stillgelegte Erdgasbohrung um. Spätestens 2026 sollen die ersten 4.000 Haushalte mit Fernwärme aus der Geothermieanlage versorgt werden. Das Besondere: Gleichzeitig planen die Stadtwerke eine jährliche Lithiumförderung von bis zu 500 Tonnen über dieselbe Anlage – genug für die Akkus von knapp 50.000 Elektroautos.

Wachsender Automobilsektor treibt Lithium-Nachfrage

Die deutsche Automobilindustrie verzeichnete im Januar 2025 einen beachtlichen 43-prozentigen Anstieg auf 340.800 produzierte Pkw im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig stiegen die Exporte um 19% auf 254.200 Einheiten. Diese Zahlen verdeutlichen die anhaltend starke Nachfrage, die den Bedarf an inländischer Lithiumgewinnung weiter beschleunigt.

Experten der VDA bestätigen, dass die identifizierten deutschen Lithiumvorkommen nicht nur den nationalen Bedarf bis 2030 langfristig decken könnten, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur angestrebten Kreislaufwirtschaft leisten würden. Die Fraunhofer-IEG betont jedoch, dass die erfolgreiche Kombination aus Geothermie-Anlagen und Lithiumabscheidung optimale geologische Bedingungen erfordert.

Technologietrends erhöhen Lithium-Relevanz

Branchenanalysten von ABI Research beobachten einen klaren Trend: Deutsche Premiumhersteller wie Mercedes-Benz und BMW setzen verstärkt auf Software-Defined-Vehicle-Architekturen und immer leistungsfähigere Batterietechnologien. Diese Entwicklung, gepaart mit den verschärften EU-Emissionsrichtlinien für 2025, treibt den Lithiumbedarf weiter in die Höhe.

Die technologische Entwicklung bei Batteriesystemen schreitet ebenfalls rapide voran. Aktuelle Forschungen zielen auf höhere Energiedichten und längere Lebensdauer ab – beides Faktoren, die zwar die Effizienz der Lithiumnutzung verbessern, aber durch das Wachstum des Marktes dennoch zu einem steigenden Gesamtbedarf führen.

Lithium aus Deutschland: Mehr als nur Rohstoffgewinnung

Die Erschließung deutscher Lithiumvorkommen bietet weit mehr als nur geologische und wirtschaftliche Vorteile. Sie reduziert die ge