Preiskampf an der Ladesäule: Discounter machen E-Mobilität günstiger

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Preiskampf an der Ladesäule: Discounter machen E-Mobilität günstiger

Während deutsche Automobilhersteller mit Wettbewerbsdruck und Umstellungsherausforderungen kämpfen, setzen Einzelhandelsriesen nun ein deutliches Zeichen für die Elektromobilität. Die Filialketten der Schwarz Gruppe – Lidl und Kaufland – haben die Preise für die Nutzung ihrer Ladestationen auf Supermarktparkplätzen merklich gesenkt. Diese Maßnahme könnte als Katalysator für einen breiten Preiskampf im öffentlichen Ladeinfrastrukturmarkt wirken und die alltägliche E-Mobilität attraktiver gestalten.

Signifikante Preissenkungen bei Schnellladestationen

Besonders auffällig ist die deutliche Preisreduktion für Hochleistungsladestationen (HPC). An Kaufland-Standorten sinkt der Preis für HPC-Ladevorgänge von bisher 65 auf nur noch 47 Cent pro Kilowattstunde, was einer Preissenkung von beachtlichen 18 Prozent entspricht. Diese Anpassung macht das Schnellladen für Premium-Fahrzeuge, die innerhalb weniger Minuten erhebliche Reichweiten nachladen können, deutlich wirtschaftlicher.

Auch bei den DC-Ladepunkten gibt es positive Nachrichten: Wer mit der Kaufland-App einen Ladevorgang startet, zahlt künftig 44 statt 48 Cent pro Kilowattstunde. Die Preise für AC-Ladestationen bleiben mit 29 Cent pro Kilowattstunde unverändert attraktiv für Kunden, die während eines längeren Einkaufs laden möchten.

Kaufland hat nach eigenen Angaben bereits über 500 Ladepunkte an 340 Filialen installiert und unterstreicht damit das langfristige Engagement im Bereich der E-Mobilität. Die gleichen Preissenkungen gelten auch für die Ladestationen an Lidl-Filialen, wobei die Apps beider Handelsketten übergreifend nutzbar sind.

Elektromobilität im deutschen Marktumfeld

Die Preisoffensive der Schwarz Gruppe fällt in eine entscheidende Phase des deutschen Automobilmarktes. Trotz eines Rückgangs der heimischen Neuzulassungen um 2,8 Prozent im Januar 2025 verzeichnete die deutsche Automobilindustrie im gleichen Zeitraum einen Produktionszuwachs von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders bemerkenswert: Die Exporte stiegen sogar um 19 Prozent, was die zunehmende globale Ausrichtung deutscher Hersteller auf Elektromobilitätslösungen widerspiegelt.

Interessanterweise zeigt sich im Markt eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse. Während etablierte deutsche Hersteller wie Volkswagen mit einem Wachstum von 11,6 Prozent im Januar 2025 punkten konnten, mussten reine E-Auto-Hersteller wie Tesla mit einem dramatischen Rückgang von 59,5 Prozent kämpfen. Diese Dynamik unterstreicht die Bedeutung leistungsstarker und gleichzeitig kosteneffizienter Ladenetze für die Akzeptanz von E-Fahrzeugen im deutschen Markt.

Strategische Integration in den Kundenalltag

"Die Verknüpfung von Einkaufen und Laden und somit die Integration des Ladens in den Alltag wird so noch attraktiver. Wir freuen uns, neben vollen Einkaufswägen auch für schnell gefüllte Akkus zu sorgen"

erklärt Paul-Werner Neißer-Deiters, Leiter des Energiemanagements bei Kaufland.

Diese Aussage deckt sich mit der Einschätzung von Branchenexperten wie Dominique Bonte von ABI Research, der die Bedeutung hybrider Nutzungsszenarien hervorhebt: "Die Verknüpfung von Einkaufsmomenten mit E-Ladern optimiert die Akzeptanz von E-Mobilität, besonders für urbane Nutzer ohne Wallbox-Zugang."

App-gestützte Ladelösungen, wie sie von Lidl und Kaufland angeboten werden, entwickeln sich zunehmend zu einem integralen Bestandteil moderner Mobilitätskonzepte. Diese digitale Integration entspricht dem Trend zu "Smart-Home-to-Car"-Strategien, die auch von den Automobilherstellern vorangetrieben werden. So investiert beispielsweise Mercedes-Benz in Software-Defined-Vehicle-Architekturen, etwa durch Partnerschaften mit NVIDIA, die eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur voraussetzen.

Kostenfaktor öffentliches Laden

Bisher galten die hohen Kosten an öffentlichen Ladepunkten als eine der größten Hürden für die Verbreitung der Elektromobilität. Besonders für Bewohner von Mietwohnungen ohne eigene Lademöglichkeit stellt die Abhängigkeit von öffentlicher Ladeinfrastruktur ein wirtschaftliches Problem dar.

Mit der Preissenkung von Lidl und Kaufland entsteht nun eine attraktive Alternative zu herkömmlichen öffentlichen Ladepunkten, die oft deutlich höhere Gebühren verlangen. Für Autobahnreisende kann es sich künftig sogar lohnen, für einen Ladestopp die nächste Abfahrt zu nehmen und gleichzeitig Einkäufe zu erledigen.

Die Preisreduzierung bei HPC-Stationen um 18 Prozent (von 65 auf 47 Cent/kWh) adressiert dabei gezielt die Bedürfnisse leistungsstarker Fahrzeuge mit großen Batterien. Diese können nun wirtschaftlicher "betankt" werden, was die Betriebskosten von Elektrofahrzeugen insgesamt senkt.

Ausblick auf den Lademarkt der Zukunft

Die Initiative der Schwarz Gruppe könnte eine Signalwirkung für den gesamten Markt haben. In einem Umfeld, in dem die Elektromobilität trotz temporärer Rückschläge langfristig an Bedeutung gewinnt, positionieren sich die Handelsketten als Vorreiter einer kundenorientierten Infrastruktur.

Insbesondere die Kombination aus attraktiven Preisen, flächendeckender Verfügbarkeit und der Möglichkeit, Laden mit alltäglichen Erledigungen zu verbinden, könnte ein Erfolgsrez