Strategiewechsel bei Lynk & Co: Warum das innovative Abo-Modell scheiterte

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Strategiewechsel bei Lynk & Co: Warum das innovative Abo-Modell scheiterte

Die chinesisch-schwedische Automarke Lynk & Co vollzieht eine bemerkenswerte strategische Wende. Das Unternehmen, das mit einem innovativen Abo-Modell angetreten war, kehrt nun zum traditionellen Autoverkauf zurück und setzt dabei auf die etablierte Infrastruktur des Mutterkonzerns Volvo. Nach enttäuschenden Ergebnissen mit dem Subscription-Ansatz plant die Marke nun, ihre Präsenz in Europa mit neuen Modellen und einem vertrauten Vertriebskonzept zu stärken.

Das Scheitern des Abo-Modells

Lynk & Co startete mit großen Ambitionen in Europa: Statt klassischer Autokäufe setzte das Unternehmen auf flexible Abonnements. Kunden sollten monatlich kündbare Verträge abschließen können, ohne die typischen Verpflichtungen des Autobesitzes einzugehen. Dieses Konzept, das auf die wachsende Sharing Economy abzielte, konnte sich jedoch nicht wie erhofft durchsetzen.

Branchenexperten sehen mehrere Gründe für das Scheitern. Laut Analysen von ABI Research gewinnt das Konzept "Car as a mobile living space" zunehmend an Bedeutung – ein Aspekt, den das unpersönliche Abo-Modell von Lynk & Co nicht ausreichend adressierte. Der emotionale Bezug zum eigenen Fahrzeug bleibt für viele Kunden weiterhin ein entscheidender Faktor beim Automobilkauf.

Zudem erwies sich die Implementierung eines Car-as-a-Service (CaaS)-Modells ohne ein etabliertes physisches Händlernetzwerk als problematisch. Die digitale Vertriebsstrategie konnte das Vertrauen und die Beratungsqualität traditioneller Autohäuser nicht ersetzen.

Neuausrichtung mit Volvo als Partner

Die Neuausrichtung von Lynk & Co ist umfassend: Das Unternehmen plant, künftig auf das bewährte Händlernetz von Volvo zu setzen. Diese Partnerschaft bietet Lynk & Co unmittelbaren Zugang zu einer etablierten Vertriebsstruktur in ganz Europa. Die Marke hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: 30.000 Fahrzeuge sollen jährlich in Europa verkauft werden.

Die Zusammenarbeit mit Volvo bringt weitere Vorteile. Die schwedische Premiummarke genießt einen ausgezeichneten Ruf in Bezug auf Sicherheit und Qualität – Attribute, die auch auf Lynk & Co abstrahlen könnten. Gleichzeitig kann Volvo durch diese Kooperation sein Modellangebot indirekt erweitern und neue Kundengruppen erschließen, ohne die eigene Markenpositionierung zu verwässern.

Neue Modelle für den europäischen Markt

Um den Neustart zu unterstützen, plant Lynk & Co die Einführung neuer Modelle, die speziell auf die Bedürfnisse europäischer Kunden zugeschnitten sind. Besonders im Fokus stehen dabei ein Plug-in-Hybrid und ein vollelektrisches Fahrzeug – zwei Antriebskonzepte, die im europäischen Markt zunehmend nachgefragt werden.

Diese Modellstrategie passt zu den aktuellen Marktentwicklungen. Während die Gesamtzahl der Neuzulassungen in Deutschland im Februar 2025 im Vergleich zum Vorjahr um 6,4 Prozent zurückging, zeigen Elektrofahrzeuge eine positive Dynamik. Besonders bemerkenswert ist beispielsweise die Entwicklung beim VW ID.7, dessen Zulassungszahlen im Januar um mehr als 2.000 Prozent gestiegen sind.

Die Entscheidung, verstärkt auf Elektromobilität zu setzen, wird auch durch Produktionsprognosen gestützt. Die inländische Produktion von Batterie-Elektrofahrzeugen (BEV) in Deutschland soll 2025 um 30 Prozent auf 1,39 Millionen Einheiten steigen – ein deutliches Zeichen für den Wandel der Branche.

Herausforderungen im europäischen Markt

Trotz der vielversprechenden Neuausrichtung steht Lynk & Co vor erheblichen Herausforderungen. Der europäische Automobilmarkt ist hart umkämpft, und etablierte Marken haben bereits starke Positionen im Bereich der Elektromobilität aufgebaut. Zudem ist das Vertrauen der Verbraucher in neue, besonders chinesisch geprägte Marken nicht selbstverständlich.

Ein weiterer kritischer Faktor ist die Preisstrategie. Nach dem Scheitern des Abo-Modells muss Lynk & Co ein Preiskonzept entwickeln, das einerseits wettbewerbsfähig ist, andererseits aber ausreichende Margen sicherstellt. Die Preispositionierung wird entscheidend dafür sein, ob sich die Marke zwischen den etablierten europäischen Volumenherstellern und den aufstrebenden chinesischen Konkurrenten behaupten kann.

Die aktuelle Produktionsstatistik zeigt jedoch auch positive Signale: Im Januar 2025 stieg die deutsche Pkw-Produktion um 13 Prozent auf 340.800 Einheiten – ein Indikator für verfügbare Produktionskapazitäten, die durch Kooperationen wie jene zwischen Lynk & Co und Volvo effizienter genutzt werden könnten.

Strategische Bedeutung für den Geely-Konzern

Die Neuausrichtung von Lynk & Co hat auch eine übergeordnete strategische Bedeutung für den chinesischen Geely-Konzern, zu dem sowohl Lynk & Co als auch Volvo gehören. Geely verfolgt eine mehrstufige Markenstrategie, um verschiedene Segmente des globalen Automobilmarkts zu bedienen.

Während Volvo als etablierte Premiummarke positioniert ist, soll Lynk & Co eine jüngere, technikaffine Zielgruppe ansprechen. Der ursprüngliche Plan sah vor, dies durch innovative Geschäftsmodelle wie das Abo-Konzept zu erreichen. Nach dessen Scheitern erfolgt nun die Rückbesinnung auf bewährte Vertriebswege, ohne jedoch das Ziel einer differenzierten Markenpositionierung aufzugeben.

Diese Strategie entspricht einem branchenweiten Trend: Trotz der Exportstärke deutscher Marken zeigt sich laut